KUNSTPREIS für BILDHAUEREI . 2011 .

Esther Irina Pschibul erhält den Kunstpreis für Bildhauerei der Stadt Günzburg. Diese Auszeichnung wird zum ersten mal verliehen. 

Krieg unter der Haut in Günzburg - LAUDATIO

 Die hier gezeigte Figur mit dem Titel Krieg unter der Haut ist eine Weiterentwicklung von BildwerkeSSn einer Serie, in der sich Esther Irina Pschibul in einem Gesamtkonzept dem Menschen über die Dekonstruktion seiner Sinneseindrücke nähert. Die Arbeiten und Installationen beschäftigen sich mit jenem Augenblick, in dem die Wahrnehmung des Menschen kippt und gegenläufige Empfindungen ausgelöst werden. Die Schnittstellen zwischen Faszination und Ekel, Neugierde und Angst, Gefühl und Verstand bilden für die Künstlerin den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung.

 Auf den ersten Blick sehen wir hier zunächst das Abbild eines menschlichen Wesens. Eine Frau kauert auf ihren Füßen gespannt wie zum Sprung. Bei genauerer Betrachtung kommen jedoch Zweifel: Die eigenwillige Hockstellung, Vertiefungen am Kopf als wären dort Hörner möglich, geblähte Nasenflügel wie Nüstern weisen auf Tierische Attribute. Hautfarbene Spuren und Fetzen haften noch an der Figur, große Teile bedecken den Sockel.

Die Plastik verkörpert vitales Aufbrechen und Abwarten in einem und diese Empfindung geht Hand in Hand mit der Verschränkung von Figur und Raum. Über Anatomische Richtigkeit erhaben, lässt die Künstlerin die Gliedmaßen ihrer Plastik streng architektonisch in den Raum greifen. D. h. auch der Raum wird zur Form und wirkt auf den Betrachter. Was also nimmt der Betrachter wahr, was verwirrt ihn? „Die Bildhauerin legt (…) frei, was beim Betrachten von Kunst subkutan im Widerstreit liegt: der sinnliche Eindruck, die instinktive Reaktion und die Überforderung durch die Kultur. (…) Der Mensch ist hier ein Zwitterwesen. Unter der Haut lauert  auch das Tier, waltet neben dem Verstand auch die Natur.“ (AZ, R. Mayr, 2009)

SSDirekt ablesbar von der großen Figur ist Esther Pschibuls intensive Beschäftigung mit der klassischen Aufgabenstellung der Bildhauerei und den dazugehörenden Vorarbeiten. Man erkennt die gründliche Recherche und die Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt. Es handelt sich hier aber nicht um naturalistisches Abbilden! In der figurativen Plastik zeigt sich das Formenvokabular der Künstlerin.

Esther Irina Pschibul, 1976 in Bobingen geboren, studierte Bildhauerei bei Prof. Gerda Fassel an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und in Lissabon mit Unterstützung einiger Stipendien. 2006 erlangte sie in Wien den Abschluss mit Auszeichnung und anschließend die Debütanten-förderung des Freistaates Bayern. Weiter Auszeichnungen folgten, u.a. der Preis für Druckgrafik 2010 der Stadt Senden.

Barbara Quintus, Mai 2011                                    

 

Die Verleihung findet zusammen mit der Eröffnung der Kunstausstellung am Mittwoch den 11. 05. 2011 um 19.00 Uhr im Foyer der Sparkasse Günzburg statt. Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die drei Ausstellungsorte wird der Kunstpreis der Stadt Günzburg im Forum am Hofgarten übergeben.

Die Ausstellung läuft noch bis einschließlich 01. Juni 2011.